"Pilgerzeichen des 14. und 15. Jahrhunderts aus dem Kunstgewerbemuseum in Prag" (09.04. bis 15.11.2009)
Das Wallfahrtsmuseum Neukirchen b.Hl.Blut präsentiert ab dem 9. April 2009 ein Schmankerl: eine aus dem Kunstgewerbemuseum in Prag entliehene einmalige Sammlung von Pilgerzeichen hält in dem sehenswerten Wallfahrtsmuseum Einzug und bietet einen detaillierten Einblick in die Religiosität und Frömmingkeitsbewegung des 14. und 15. Jahrhunderts.
Als Pilgerzeichen sind solche Applikationen oder Medaillen aus Metall zu verstehen, die mit Bildnissen eines Heiligen oder eines Wallfahrtsortes versehen sind. Sie wurden meist an der Kleidung angebracht, um einerseits als Beweis für eine tatsächlich durchgeführte Wallfahrt zu dienen, andererseits als Erinnerungsstück für die bestrittene Wallfahrt und somit als Zeichen für die Frömmigkeit der Pilger. Nicht zuletzt aufgrund der ihnen zugeschriebenen Wundertätigkeit bei Krankheiten stellten die Pilgerzeichen begehrte Devotionalien für die Teilnehmer einer Wallfahrt dar.
Das Pilgerzeichenwesen erreichte im ausgehenden Mittelalter einen Höhepunkt und eröffnet Wissenschaftlern bis heute einen unschätzbaren Fundus für die Erforschung der Sozial- und Alltagsgeschichte der Wallfahrer. Zudem können durch den Abgleich der Pilgerzeichen einzelne Pilgergruppen und Reisewege im Mittelalter nachvollzogen werden. Eines der berühmtesten Beispiele hierfür liefert die sogenannte Jakobsmuschel als Abzeichen für die Wallfahrt nach Santiago de Compostella in Nordwestspanien.
Die Pilgerzeichen, die mit der Technik des Gittergusses aus einer Blei- und Zinnlegierung hergestellt wurden, sind erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt - als sie meistens bei Flussregulierungen als archäologische Funde wiederentdeckt wurden. Vor allem in der Seine in Paris wurden große Funde von Pilgerzeichen gemacht, was allerdings den zeitgleichen Anstieg von Fälschungen zur Folge hatte.
Die damit verbundene Unsicherheit, ob es sich bei neuen Funden um Originale oder aber um Replikate handelte, ließ das Interesse der Wissenschaftler an den Pilgerzeichen zunehmend erlahmen. Erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Forschungen wiederaufgenommen, als durch neuartige Untersuchungen die zweifelsfreie Bewertung der Funde durchgeführt werden konnte.
Die Sammlung dieser einmaligen Raritäten beinhaltet dabei Stücke von den Funden aus der französischen Landeshauptstadt und bietet einen idealen Einblick in die fazinierende Welt des Pilgerzeichenwesens.
Interessierte Gäste sind herzlich eingeladen, die Ausstellung "Europäische Wallfahrtslandschaften im Mittelalter. Baiern - Behaim. Pilgerzeichen und Devotionalien des 14./15. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Prag" vom 9. April bis zum 15. November 2009 zu besuchen.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des Projekts DIALOG MUZEUM mit Unterstützung der Europäischen Union Ziel 3 - Cil 3 Territoriale Zusammenarbeit (INTERREG) Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Kulturministeriums der Tschechischen Republik im Rahmen der EU-Präsidentschaft 2009.