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" Schee is gwen - owa hirt " (14.11.2008 bis 29.03.2009)

| P. Staudacher | Ausstellungen

“Schee is gwen – owa hirt”,
historische Fotografien aus dem Bayerischen Wald


Ausgewählte Lichtbilddokumente aus dem Bayerischen Wald erlauben uns einen unverstellten Blick in die Vergangenheit: eine Reise in längst versunkene Zeiten unserer Heimat. Wir sehen Holzhauer mit ihren Blöcherschlitten bei ihrer gefährlichen Arbeit, Bilder erinnern uns an Pferd und Ochse vor Pflug und Wagen, Bauersleute stehen in ihrer Arbeitstracht vor dem Tor ihres Anwesens. Bauernhäuser und –höfe aus Holz und Stein, wie sie zwischen Waldkirchen und Deggendorf, Grafenau und Viechtach einmal in Großer Zahl standen, jetzt aber längst abgebrochen und verloren sind, können wir in alten Schwarzweißfotografien bewundern.


Sehr selten sind Interieurphotos, aber auch davon sind einige Dokumente in die Ausstellung aufgenommen: Menschen, die sich um den Stubentisch scharen, drei Generationen beieinander im Herrgottswinkel.
Wir schwärmen von der heilen Welt des Bauernhofes. Mensch und Tier, Kultur und Natur, Arbeit und Religion existieren in einem unlösbaren Miteinander. Werden und Vergehen sind eng verschlungen, schmerzlich, aber beruhigend zeitlos.

Generationen lebten unter einem Dach, aßen an einem Tisch, woben gemeinsam an dem einen bunten Teppich von Brauchtum und Volkskunst. Religion erfüllte Werktag und Festtag, gab jedem sicheres Wissen, was gut und was schlecht ist.
So war es, aber es war keine heile Welt. Nicht Tugend, sondern Notwendigkeit und Gewohnheit hielten vieles zusammen. Not, Streit, Trunk- und Habsucht, Bildungsmangel und starres Festhalten am „Immerso“ und Gewalt gegen Frauen, Kinder und Dienstboten erfüllten nicht selten den Alltag am Bauernhof. Jahre voll Krankheit, Krieg und Ernteschäden folgten auf Zeiten relativen Wohlstandes. Ungleiche Verteilung des Grundvermögens, der Rechte und der Chancen auf Bildung und Gesundheit kennzeichneten „Die gute alte Zeit“.
Immer wieder aber hat das Land Menschen hervorgebracht, die Altes bewahrt und Neues gewagt und durchgesetzt haben.


Die Fotografien stammen aus dem reichhaltigen Bildarchiv des Freilichtmuseums Finsterau. Zur Ausstellung, die zuvor in Finsterau, Massing im Rottal und Regen im Bayerischen Wald zusehen war, ist unter demselben Titel im Buch- und Kunstverlag Oberpfalz ein Bildband erschienen: 16,90 €, ISBN
3-935719-23-X.
Alte Lichtbildpostkarten vieler Märkte und Dörfer des Bayerischen Waldes runden das Panorama ab.